Sonntag, 11. September 2016

Shawl Corselet um 1797

Ein wenig mehr möchte ich noch in den 1790gern verweilen, zu viel gibt es zu entdecken und die Ideen für Mode und Alltag scheinen nie auszugehen. Daher möchte ich euch heute mein neues Ensemble aus dem Jahre 1797 vorstellen.

Inspiration bietet da immer wieder das Journal des Luxus und der Moden. Ich hatte ein hübsches Kupfer aus der Juli Ausgabe gefunden, deren Hut es mir als erstes angetan hatte.


http://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00121445/JLM_1797_H007_0027_b.tif

Beschrieben wird es im Journal als Basthut mit dunkelgrünen Bändern aus Atlas, die Enden wurden durch die Krempe gezogen und unter dem Kinn gebunden.
Ok, das klingt simpel! In meinem Fundus schlummerte noch ein fast vergessener Strohhut aus meinen Anfängen, der ganz grauenvoll dekoriert war.
Also nichts wie rann mit der Schere und die alte Deko erst mal runter! Die Hutform gefiel mir noch nicht wirklich, da der Hut eine runde Kuppe hatte. Kurzerhand wurde er von mir mit heißem Wasser formbar gemacht und in eine ansprechende Form gebracht. Anschließend wurden auf beiden Seiten die Schlitze für die Bänder in die Krempe geschnitten. Hierfür trennte ich einfach eine Naht leicht auf und sicherte sie zu beiden Enden.
Als Band nahm ich ein 6cm breites dunkelblaues Seidenband, welches ich in Schleifen und Schlaufen um die Hutkrempe dekorierte und anheftete.



Nun hatte es mir aber auch noch das im Text beschriebene Shawl-Corselet angetan. Es wird beschrieben, dass es aus einem großen Shwal gemacht wurde und im Rücken einen Einsatz hat, so dass es sich knapp auf der Taille anlegt und durch einen Zug unter der Brust gefasst wird.
Das klingt erst mal nicht schwierig, trotzdem bereitete mir die Umsetzung etwas Kopfzerbrechen. Das Ausgangsmaterial war ein alter Sari, den ich auf Ebay gefunden hatte und der vom Muster relativ gut zu dem Kupfer passte.
  
Nach schier endlosen Versuchen hatte ich für mich auch einen Schnitt gefunden, der sich gut umsetzen ließ. Dafür baute ich im Frontbereich noch zwei Flügel ein, die mittelst einer Nadel geschlossen werden und unter der eigentlichen Raffung später nicht mehr zu sehen sind.


Der Rest gestaltete sich recht simpel, der Sari wurde längs halbiert, an die Schnittkanten wurde die Borte des Saris wieder angenäht, so dass zwei schmale Shawlstücken entstanden, die den Frontbereich bildeten. Aus den Resten wurden dann das Rückenteil mit den Frontflügeln gefertigt. Ein eingenähter Tunnel ermöglicht die Raffung im Frontbereich.


Das fertige Ensemble: Das Kleid für die Basis ist mein Chemisenkleid um 1797. So passt alles perfekt zusammen!





*****
KK